Trauernde in München
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Amoklauf München Täter schoss mit umgebauter Dekowaffe

26. Juli 2016, 14:55 Uhr

Täter schoss mit umgebauter Dekowaffe

Der Amokschütze von München hat eine Dekorationswaffe eingesetzt, die wieder schussfähig gemacht worden war. Die Pistole stamme aus Tschechien oder der Slowakei, sagte der bayerische Innenminister Herrmann. Der junge Mann habe sie im "Darknet" gekauft.

Was ist passiert?

Ein 18-Jähriger hat am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München neun Menschen erschossen. Die ersten Schüsse fielen am Freitag kurz vor 18.00 Uhr an einem Schnellrestaurant, das gegenüber des Einkaufszentrums liegt. Dann gab der Schütze mehrere Schüsse am OEZ selber ab und ergriff die Flucht.

Bereits kurz nach Beginn des Angriffs habe eine Zivilstreife der Polizei Kontakt mit dem Täter gehabt und dabei auch auf ihn geschossen, sagte Polizeipräsident Hubertus Andrä. Allerdings konnte der Angreifer in Richtung Einkaufszentrum gelangen und dort weitere Menschen töten, bevor er wieder aufgespürt werden konnte.

Etwa zweieinhalb Stunden nach den Schüssen vor dem Schnellrestaurant tötete sich der 18-Jährige in Anwesenheit von Beamten, wie die Münchner Polizei am Abend mitteilte. "Gegen 20.30 Uhr hatte eine Streife der Münchner Polizei nördlich des Olympia-Einkaufszentrums Kontakt zum mutmaßlichen Täter. Als Reaktion auf die Ansprache der Beamten zog er unvermittelt seine Schusswaffe, hielt sie sich an den Kopf und erschoss sich", heißt es in der Polizeimitteilung, die nach der Auswertung von Befragungen vieler am Einsatz beteiligter Beamter erstellt wurde.

Die halbautomatische Pistole wurde sichergestellt. Woher er die Waffe hatte, ist unklar. Die Seriennummer wurde unleserlich gemacht.

Amok in München
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Was weiß man über den Schützen und sein Motiv?

Lange Zeit war völlig unklar, was den Schützen zu seiner Tat getrieben hat. Auch ein terroristischer Hintergrund war zunächst für möglich gehalten worden. Inzwischen schließen die Ermittler das aber ganz klar aus. "Wir gehen hier davon aus, dass es sich um einen klassischen Amoktäter ohne jegliche politische Motivation handelt", sagte der Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, Thomas Steinkraus-Koch.

Bei der Durchsuchung des Zimmers des 18-Jährigen sei viel Material über Amokläufe gefunden worden, aber keine Bezüge zu Islamisten. Zudem habe sich der Täter offenbar in ärztlicher oder psychiatrischer Behandlung in Zusammenhang mit einer Depression befunden. Dies passe auch in das Bild eines Amoklaufes, so Steinkraus-Koch.

Der Schütze war Schüler, der noch in seinem Elternhaus im Münchner Zentrum lebte. Er wurde in München geboren, besaß neben der deutschen aber auch die iranische Staatsbürgerschaft. Nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière war er für den Sicherheitsbehörden nicht bekannt. "Gegen ihn waren bisher keine polizeilichen Ermittlungen bekannt." Deswegen habe es auch keine staatsschutzrelevanten Informationen gegeben. "Und es gibt auch keine Erkenntnisse der Nachrichtendienste über diese Person."

Gab es weitere Täter?

Die Polizei geht ganz klar von einem Einzeltäter aus. Zunächst hatte sie gestern Abend nach bis zu drei möglichen Tätern gefahndet. Dies hatte sich aber bereits in der Nacht geklärt: Zwei Menschen, die in Verdacht geraten waren, weil sie schnell mit einem Auto vom Tatort weggefahren waren, hatten nichts mit dem Fall zu tun.

Was weiß man über die Opfer?

Viele Todesopfer waren minderjährig. Zwei 15-Jährige und drei 14-Jährige seien ums Leben gekommen, berichteten die Ermittler. Die weiteren Opfer seien 17, 19, 20 und 45 Jahre alt gewesen. Unter den neun Todesopfern seien drei Frauen gewesen. Die Opfer stammen laut Polizei alle aus München und Umgebung. Drei der Opfer waren Kosovo-Albaner, drei weitere Türken und eines Grieche.

Das Landeskriminalamt geht derzeit von 35 Verletzten aus. Zehn von ihnen gelten als schwer verletzt. Berichte, wonach sich die Tat gezielt gegen Jugendliche gerichtet habe, wollte Polizeipräsident Andrä "weder bestätigen noch dementieren".

Die Behörden gehen auch Hinweisen nach, wonach via Facebook Menschen zur Tatzeit zu dem Schnellrestaurant vor dem Einkaufszentrum gelockt wurden. Es werde spendiert, solange es nicht zu teuer sei, hieß es in der Botschaft, die nach Angaben de Maizières auf dem Facebook-Profil einer an der Tat unbeteiligten Person veröffentlicht wurde. Es ist laut den Ermittlungsbehörden nicht erwiesen, dass der Täter diese Einladung verfasste.