Frau Oberstleutnant Anastasia Biefang
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SPUTNIK Tagesupdate Anastasia arbeitet als Trans* in der Bundeswehr

16. September 2020, 12:25 Uhr

Anastasia hat 20 Jahre in der Bundeswehr gearbeitet, bevor sie sich als transsexuell geoutet hat. Sie befürchtete, bei ihrem Arbeitgeber auf wenig Toleranz zu stoßen – und erlebte dann eine Überraschung.

Oberstleutnant Anastasia Biefang hat ein leichtes Make-Up aufgelegt, trägt halblange Haare, und ihren Unterarm ziert ein Tattoo der Transgender-Flagge. Anastasia arbeitet seit 23 Jahren bei der Bundeswehr – 20 Jahre davon kannte man sie dort als Mann.

Bezogen auf ihr Geschlecht begleitete sie schon als Jugendliche ein unklares Gefühl, mit dem sie nicht umgehen konnte – und das sie verdrängen wollte. Dass sie zur Bundeswehr ging, bringt sie rückblickend auch damit in Verbindung:

Vielleicht habe ich mir Rollen gesucht, die eher ein männliches Rollenbild bei mir gefördert haben.

„Herr Oberst, ich bin transsexuell“

Ein Coming Out im Kollegium Anfang der 2000er-Jahre verstärkte den Verdrängungsmechanismus: „Ich habe miterlebt, wie das Umfeld Bundeswehr mit einer anderen transsexuellen Person umgegangen ist. Das hat mich nicht davon überzeugt, dass es ein guter Schritt ist, sich zu outen.“

Anfang 2015 outete Anastasia sich schließlich doch. Privat war sie schon eine Weile als Frau unterwegs, nur ihr Beruf zwängte sie noch in die Rolle des Mannes. „Ich war mit mir selber nicht mehr glücklich. Mein Leben fühlte sich verlogen an“, erklärt sie. Sie vereinbarte einen Termin im Bundeswehrkrankenhaus und legte ihrem Vorgesetzten die Fakten dar: „Herr Oberst, ich muss Ihnen sagen, ich bin transsexuell.“

Endlich konnte ich mein Leben als Frau durchgängig machen.

Die Bundeswehr zahlte die Geschlechtsangleichung

Sie leitete die operative Geschlechtsangleichung in die Wege, deren Kosten die Bundeswehr in ihrem Fall übernimmt. Eine der zwei OPs hat sie schon hinter sich. Zudem wählte sie ihren neuen Vornamen: „Anastasia“ hatte sie online schon länger als Benutzernamen verwendet.

Frau Oberstleutnant Anastasia Biefang 4 min
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4 min

MDR SPUTNIK Do 16.11.2017 18:38Uhr 04:15 min

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Im Beruf lief alles glatt. Ihr Vorgesetzter unterstützte sie, viele Kollegen bei der Bundeswehr reagierten einfach nur neugierig, und ihre Laufbahn führte weiter geradeaus: „Ich wurde immer nur nach meinen Eignungen und meinen Leistungen beurteilt.“ Mittlerweile wurde sie sogar befördert und führt als Bataillonskommandeurin 750 Soldaten und Soldatinnen.

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK Tagesupdate | 16.11.17 | 18:00 Uhr