SPUTNIK Album der Woche RAF Camora - Anthrazit
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11. Dezember 2017, 13:45 Uhr
Nenn mich Primo, der Zweite, der Dritte schreibt keine Geschichte...
RAF Camora ist der Erste – so die Übersetzung von „Primo“. Und das ist nicht nur so ein Rapper-Attitüde-von-oben-herab-Spruch. RAF Camora war der Erste mit seinen Jungs, der Afrotrap in Deutschland groß gemacht hat. Seine Platten landen regelmäßig auf Platz 1 der Charts. Und wer mit einem Song gleich 73 Millionen Klicks auf Youtube erreicht, der darf völlig zu Recht sagen:
Da muss man sich auch, wenn man etwas geschafft hat, auf die Schulter klopfen können und da bin ich auch stolz drauf.
RAF steht schon seit den 90ern auf karibische Musik. Aber er hat sich lange nicht getraut, Einflüsse vom Dancehall komplett in seine Songs einfließen zu lassen. Deshalb hat er sich für sein Album "Palmen aus Plastik" mit 187-Straßenbande-Mitglied Bonez MC zusammengetan. Weil man zusammen meist mutiger ist. Und dann ging's richtig los:
Das Kollabo-Album war wirklich so unglaublich erfolgreich, also es ging wirklich nur noch um Gold, Platin, Erfolg da, Erfolg dort. Deshalb war mir wichtig von Gold und Platin zurückzukommen zum Ursprung, zum Antrazit. Das ist das was meine Musik am besten beschreibt, weil es ist irgendwie dunkel, wie Batman, aber auch nicht komplett schwarz.
Der perfekte Name also für seine aktuelle Solo-Platte "Anthrazit". Aber bei all dem Erfolg wirkt Raf trotzdem sympathisch auf dem Boden geblieben. Er vergisst nie, wo er herkommt. Auch seine Art zu sprechen und zu rappen ist nicht etwa aufgesetzt, sondern Teil seiner Geschichte.
Ich komme aus einem Bezirk in Wien, wo 80 % Ausländer leben und alle meine Freunde in Wien sprechen schlecht Deutsch und das hat natürlich damals abgefärbt, die Art zu sprechen. Ich bin 33 und ich denke, da verändert sich nicht mehr viel.
Raf Camora hat sich den Hintern abgerackert. Er hat sein Privatleben über 10 Jahre komplett zurück gestellt, um seinen Stil zu perfektionieren. Und so hat er mittlerweile auch die Kirsche auf dem Sahneberg seines Erfolgs gefunden:
Wenn du einen Song machen willst, der die Leute zum Tanzen bringen soll, versuch nicht irgendwelche deepen Messages in dieses Zeug reinzubringen. Denn das macht beides kaputt. Das macht einerseits die Message der Schlauness kaputt und andererseits machts auch das Feeling kaputt zum Tanzen.
Und deshalb bekommt ihr von Raf Camora deepe Texte, bei denen sich der Beat hinten anstellt. Aber auch Songs, zu denen ihr so hart feiern könnt, dass der Inhalt dabei eigentlich egal ist.
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