#passtaufeuchauf Mobbing
Hauptinhalt
Beleidigungen im Klassenzimmer, Schläge auf dem Schulweg: Michelle, Marcel und Conny sprechen mit uns offen darüber, was sie durchmachen mussten - wie das Mobbing angefangen und was es mit ihnen gemacht hat. Außerdem erfährst du hier, wie du Mobbing erkennst und was du dagegen tun kannst.

Wenn ein Schüler gemobbt wird, dann ist das schlimm. Viel schlimmer ist es aber, wenn alle anderen mitmachen oder schweigen. Das ist schlimm, nicht, dass ein anderer jemanden ‘nicht leiden’ kann.
Der 22-jährige Marcel wurde bereits im Kindergarten ausgegrenzt, das Mobbing zog sich über die Schulzeit bis zum Studium. Seit 2014 ist er in therapeutischer Behandlung. Auch die 21-Jährige Michelle wurde in ihrer Schulzeit gemobbt. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch zusammengefasst: How To Survive Mobbing.
In einer Stunde Realtalk haben uns die beiden erzählt, was die jahrelange Demütigung mit ihrer Psyche gemacht hat:
Auch Conny hat Mobbing in ihrem Leben erfahren:
Mobbing ist für mich Terrorisieren, aus Gruppen ausschließen und anderen das Leben sozusagen nicht mehr lebenswert machen.
In der 7. Klasse war es dann so, dass ich aus einem jüdischen Ferienlager gekommen bin. Jeder hat von seinem Ferienerlebnis gesprochen und ich von meinem. [...] Und dann fing es an, dass es auch antisemitisch geworden ist, 'Du scheiß Judenschwein'.
Mit uns spricht Conny auch über die Sätze, die sie als Mobbing-Betroffene nicht mehr hören kann:
So viele Menschen waren schon von Mobbing betroffen
Laut des Bundesamts für politische Bildung ist Mobbing in allen gesellschaftlichen Bereichen weit verbreitet. Mobbing ist subtile Gewalt in sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen. Darum ist es nicht immer leicht zu erkennen und für die Betroffenen schwer, sich zu wehren oder um Hilfe zu bitten.
Eine Umfrage mit rund 4000 Teilnehmern des Bündnis gegen Cybermobbings 2018 ergab, dass über 30% der Befragten schon einmal Opfer von Mobbing und 14% Opfer von Cybermobbing waren. Dabei sind Frauen und junge Menschen besonders betroffen. 57% der Vorfälle finden in Deutschland am Arbeitsplatz statt.
Bei einer Befragung von rund 3000 Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern 2017 gaben fast 13% der Schülerinnen und Schüler an, bereits von Cybermobbing betroffen gewesen zu sein. Dabei kam allerdings auch heraus, dass Täter:innen- und Opferrolle teils fließend ineinander übergehen: so war jeder fünfte Täter oder Täterin selbst schon einmal Opfer von Cybermobbing.
Mobbing verursacht Stress im medizinischen Sinne. Die Stressfolgen von Mobbing sind bekannt: Depression, Burn-out, vegetative Krankheiten und mehr.
Diese Stars haben Erfahrungen mit Mobbing gemacht!
Wie funktioniert Mobbing?
Der Malteser Hilfsdienst e. V. definiert Mobbing in drei unterschiedliche Bereiche:
- Verbales Mobbing geschieht durch sprachliche Beschimpfungen und Beleidigungen.
- Bei nonverbalem Mobbing werden die Opfer etwa mit abfälligen Blicken, Tuscheleien und Nachäffen gequält.
- Kommt es regelmäßig zu Schubsereien, Tritten und Schlägen, handelt es sich um körperliches Mobbing.
Mobbing wird von den Ausübenden benutzt, um das Opfer auszugrenzen und sich selbst eine vermeindlich bessere Position im sozialen Umfeld zu verschaffen – und so an Macht oder Stärke zu kommen. Dabei ist es egal, wie gut oder schlecht die Leistungen des Mobbing-Opfers in Schule und Beruf sind, oder ob es eine schmächtige Statur oder ein paar Kilos zu viel hat. Für die Mobber kann jede Eigenschaft zu einer Schwachstelle werden.
Auch Leistungsdruck führt zu Mobbing. Es wird gegeneinander gekämpft anstatt miteinander für gute Ergebnisse zu arbeiten.
Natürlich hat Mobbing Folgen: Das Opfer leidet unter den Erniedrigungen, fühlt sich einsam und machtlos. Es kommt nicht selten zu Angstzuständen und Depressionen, wenn das Mobbing lange andauert. Neben psychischen Belastungen treten auch körperliche Beschwerden auf: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Nervosität und Konzentrationsprobleme quälen die Opfer zusätzlich. Sie igeln sich immer mehr ein und verlieren an Selbstwertgefühl.
So erkennst du Mobbing!
Jeder von uns nimmt Mobbing anders wahr. Was für den einen bereits Mobbing ist, ist für den anderen nur eine harmlose Stichelei. Laut Rechtsanwalt Andreas Buschmann führen Mobbingdefinitionen zu einer besonderen Schwierigkeit: Sie lenken vom Kern des Problems ab und verschlimmern die Situation. Das Thema verschiebt sich: Es wird nicht über die Konfliktlösung diskutiert, sondern versucht, Begrifflichkeiten zu klären.
Trotzdem kann jeder von uns aufmerksam auf sein Umfeld achten. Wer den Eindruck hat, das jemand Opfer von Mobbing ist, sollte unbedingt mit der betroffenen Person sprechen. Das Bundesamt für politische Bildung weist den oben definierten drei Kategorien folgende Handlungen zu:
Verbales Mobbing
Verbales Mobbing äußert sich in Beschimpfungen und Beleidigungen. Das Opfer wird gehänselt, verspottet oder bekommt einen fiesen Spitznamen. Es werden Gerüchte verbreitet, gelästert und das Opfer belogen oder vor den anderen bloßgestellt.
Nonverbales Mobbing
Nonverbales Mobbing findet oft versteckter statt und ist schwerer zu erkennen. Das Opfer wird aus einer Gruppe ausgeschlossen, die Zusammenarbeit wird verweigert, es werden Sachen versteckt, geklaut oder zerstört oder heimlich Fotos und Videos aufgenommen und verschickt. Bewegungen oder Gesagtes wird nachgeäfft und ins Lächerliche gezogen, das Opfer wird ignoriert oder wie Luft behandelt.
Körperliches Mobbing
Körperliches Mobbing äußert sich meist durch Gewalt: Das Opfer erleidet Schläge, Tritte, wird gestoßen oder festgehalten. Sie müssen erniedrigende Gesten ertragen, werden geschubst oder am Weiter- oder Vorbeigehen gehindert. Auch sexuelle Belästigung kann als körperliches Mobbing in Erscheinung treten.
Wie verhalte ich mich, wenn ich oder eine andere Person gemobbt werden?
Nicht allein bleiben Auch wenn die Sorgen und Ängste anfangs vielleicht nicht ernst genommen werden und es Überwindung kostet: Mobbing-Opfer sollten sich der Familie oder Freund:innen anvertrauen. Vielleicht gibt es auch Mitschüler:innen und Arbeitskolleg:innen, die einem den Rücken stärken können.
Mobbing-Tagebuch führen Ein Mobbing-Tagebuch dokumentiert alle verbalen und nonverbalen Angriffe. Wer hat wann wie was gemacht? Es hilft dem Opfer, die Mobbing-Vorfälle zu belegen und die Schuld eindeutig von sich weisen zu können. Bei Cyber-Mobbing können zudem Screenshots von den Angriffen gemacht werden.
Selbstvertrauen aufbauen Der private Rückhalt durch Familie und Freund:innen pusht das Selbstwertgefühl. Darüber hinaus helfen professionelle Kurse, in denen die Selbstbehauptung trainiert wird. In jeder Stadt gibt es solche Kurse. Weiterer Vorteil: Man lernt andere Betroffene kennen und kann sich mit ihnen austauschen und gemeinsam Strategien gegen die Mobber überlegen.
Mobber gezielt ansprechen Mit genug Selbstbewusstsein können sich Opfer gegen die Mobber zu Wehr setzen. Mit einer lauten Frage wie „Was soll der Quatsch?“ oder der deutlichen Ansage „Lasst mich in Ruhe, ich will das nicht!“ rechnen die Mobber nicht. Zudem machen Betroffene das Mobbing damit öffentlich. Direkte Fragen an den Mobber bringen ihn womöglich aus dem Konzept, und er lässt von selbst ab.
Autoritätspersonen einweihen Lehrer:innen, Vertrauenspersonen an der Uni oder der Betriebsrat bei der Arbeit sollten ebenfalls über das Mobbing Bescheid wissen. Bisweilen kann nur eine Autoritätsperson den Mobbern Einhalt gebieten und Konsequenzen ziehen.