SPUTNIK Popkult Buchtipp: "Hinterhofleben"

13. März 2018, 14:24 Uhr

Deutsche Mülltrenner, Weltverbesserer und Meckerfritzen treffen auf Samih, 27 Jahre alt, Syrer und erst seit wenigen Tagen in Deutschland.

Ein ganz normales Mietshaus in Deutschland: Da sitzen Pärchen bei Kerzenschein am Küchentisch, beste Freundinnen tauschen gackernd ihre Kleider – und im Treppenhaus begegnen sich Menschen, die sich wertschätzen.

Schön wär's, aber nicht so spannend – dachte sich Maik Siegel, als er seinen ersten Roman „Hinterhofleben“ über genau dieses Haus geschrieben hat.  

Darum geht's:

In dieses „gesunde“ Gefüge von Mülltrennern, Weltverbesserern und Meckerfritzen stolpert eines Tages Samih, 27 Jahre alt, Syrer und erst seit wenigen Tagen in Deutschland. Ein Flüchtling. Inga hat das angeleiert.

Sie will ihm mehr bieten als eine Notunterkunft, vielleicht sogar eine Art Ersatz-Familie, bei der er sein Kriegstrauma verarbeiten kann. Dass Samih das vielleicht gar nicht will, lässt Inga genauso außer Acht, wie die Zweifel einiger Nachbarn.

Inga möchte bestimmen, wie das Zusammenleben aller gestaltet wird, die möchte auch insgeheim die Emotionen aller Bewohner bestimmen. Ihr sollt jetzt tolerant sein, so wie ich es ja auch bin. Und sie erhebt sich eigentlich auch über Samih, indem sie Dankbarkeit von ihm erwartet.

Autor Maik Siegel

Ein Mensch ist kein Ding

Eindrucksvoll beschreibt Maik Siegel, wie sich die Lage im Haus zuspitzt. Wie sich Lager spalten und bilden, wie für Samih Partei ergriffen oder gehetzt wird.

Und er macht deutlich: Samih ist nicht nur ein FlüchtLING, ein „Ding“, das man dirigieren oder ignorieren kann, Samih ist ein Mensch, der eine Geschichte und Gefühle an. Doch bis die Nachbarn das begreifen, ist es wohl schon zu spät.

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK Popkult | 31.01.18 | 20:10 Uhr