SPUTNIK TAG und WACH So funktioniert Hypnose

Vani hat einen lästigen Tick, sie knabbert an ihrer Nagelhaut. Damit soll jetzt Schluss sein, deshalb hat ihr SPUTNIKer Kai Hypnose-Coach David-Leonard Köppen aus Leipzig mitgebracht. Aber wie funktioniert Hypnose?

Hypnose-Coach David-Leonard Köppen und Vani van Morgen sitzen auf blauen und grünen Stühlen im MDR Palmengarten.
Bildrechte: MDR SPUTNIK

Bevor sich Vani auf die ganze Sache einlässt, müssen noch ein paar Fragen geklärt werden. Vielleicht stellst du dir ja ähnliche Fragen:

Wie funktioniert Hypnose?

Während einer Hypnose werden Menschen in einen Trancezustand versetzt. Dabei ist der Körper in der Regel tiefenentspannt und der Geist absolut fokussiert auf innere Abläufe. So einen Trance-Zustand kennt eigentlich fast jeder aus dem Alltag. Zum Beispiel, wenn wir uns beim Lesen völlig ins Buch vertiefen und nichts um uns herum mehr wahrnehmen. Diese natürliche Fähigkeit der Trance wird in der Hypnosetherapie gezielt genutzt.

Eigentlich versetzen sich die Leute selbst in Trance. Jedes Lebewesen hat einen normalen Entspannungszustand. Dieser Zustand kann durch die Hypnose vertieft werden. Dadurch ist das Gehirn in einer Art Wartungszustand.

David-Leonard Köppen, Hypnose-Coach

Das heißt, durch seine Stimme und seine Worte hilft der Hypnose-Therapeut seinen Patienten, diesen Tiefenentspannungszustand zu erreichen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Hirnareale, die eigentlich für unsere Außenwahrnehmung verantwortlich sind, während einer Hypnose abgeschaltet sind. Die Regionen, die für unsere Gefühle verantwortlich sind, weisen hingegen eine erhöhte Aktivität auf.

Kann jeder Mensch hypnotisiert werden?

Nein. "Man kann niemanden gegen seinen Willen hypnotisieren, das ist nicht möglich", erklärt David. Der Patient muss sich darauf einlassen. Nur so gelangt er in die Tiefenentspannung und bekommt Zugriff auf sein Unterbewusstsein.

Merken die Menschen, was mit ihnen passiert?

Ja. Während der Hypnose behält der Patient seinen vollen Willen und bekommt oft jedes einzelne Wort mit. Der Therapeuth unterhält sich aktiv mit seinen Patienten.

Es ist oft sehr emotional, denn meist geht es in der Therapie darum, emotionale Blockaden aufzulösen. Und das merkt man sofort in der Trance. Man fühlt sich sofort freier und gelöster.

David-Leonard Köppen, Hypnose-Coach

Dadurch lösen sich übrigens auch oft Ticks auf, denn die werden häufig durch Traumata ausgelöst. In diesem Fall macht David während der Therapie eine Regression. Er geht also in der Hypnose zurück zu einem Ereignis, dass ein bestimmtes Verhalten aufgelöst haben könnte und "programmiert" die Erinnerung um.

Ich hatte mal einen Patienten der nachts schlafgewandelt ist und große Gemälde auf seine Frau gelegt hat. Er selbst hat davon nichts mitbekommen. In der Hypnose wollten wir herausfinden, was ihm sein Unterbewusstsein vermitteln wollte. In der Regression kam er an einen Punkt, wo er seine kleine Tochter sah. Während sie schlief, fiel ein Bild von der Wand und streifte sie an der Stirn. Diese Situation hat ausgelöst, dass er nachts alle Bilder abhängen wollte, um das Kind zu schützen.

David-Leonard Köppen, Hypnose-Coach

In der Trance ist der Patient dann zu dem Zeitpunkt zurückgegegangen, an dem er das Bild gekauft hat. Er entschied sich gegen den Kauf. Damit wurde eine neue Wahrheit geschaffen, das Problem aufgelöst und der Patient hörte auf, schlafzuwandeln. Möglich ist das, weil das Gehirn während der Trance ein Szenario erschafft, dass sich so real anfühlt, als wäre der Patient dort.

Kann man alles durch Hypnose therapieren?

Nein. Hypnose eignet sich nicht zur Therapie von Persönlichkeitsstörungen oder wirklichen Psychosen wie Schizophrenie oder starken Depressionen, weil man den Prozess dann nicht unter Kontrolle hat.

Es handelt sich meist um Dinge, die das eigene Verhalten betreffen. Man kann das Selbstbewusstsein stärken oder Blockaden lösen.

David-Leonard Köppen, Hypnose-Coach

Macht Hypnose eine Verhaltenstherapie überflüssig?

"Im Grunde ist es ja wie eine Verhaltenstherapie, sie hat nur einen anderen Ansatz. Denn in einer normalen Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie ist man in einem Wachzustand und hat keinen direkten Zugang zu seinem System. Da kommt nur ab und zu etwas aus der Tiefe nach oben", erklärt David. Deshalb dauert diese Form der Therapie auch sehr lang.

In der Trance ist man zu 100 Prozent bei sich und kann direkt an die Themen rangehen.

David-Leonard Köppen, Hypnose-Coach

Je nach Ausgangssituation muss entschieden werden, welche Therapieform notwendig ist.

Kann etwas bei der Hypnose schief gehen?

Eigentlich nicht. Denn da jede Hypnose eine Selbsthypnose ist, kann man den Menschen nichts gegen ihren Willen "einpflanzen".

In der Trance spreche ich mit den Menschen, sie sind nicht allein, ich führe sie. Ich frage regelmäßig nach, ob das jetzt ok ist, was wir machen. Ich reagiere dann, je nach dem was sie sagen.

David-Leonard Köppen, Hypnose-Coach

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK TAG und WACH | 15.06.18 | 07:20 Uhr