Ein Muntjak-Hirsch vor Waldhintergrund
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SPUTNIK Tagesupdate I Mo. - Fr. I 18.00 - 19.00 Leipziger Zoo muss chinesische Kleinhirsche töten

24. Januar 2017, 12:14 Uhr

37 eingewanderte Tier- und Pflanzenarten stehen seit neuestem auf der Brüsseler Verbotsliste. Der Grund: Diese Arten bedrohen die hiesige Flora und Fauna. Deswegen muss der Leipziger Zoo nun einen Teil seiner fünf chinesischen Kleinhirsche töten.

+++ Update +++ Ein Sprecher der EU-Kommission machte deutlich, dass die Muntjacks im Leipziger Zoo nicht per Gesetz getötet werden müssen. Nach wie vor bestünde die Richtlinie, dass die Tiere bis zu ihrem natürlichen Tod im Zoo bleiben dürfen. Wie es nun mit den kleinen Hirschen weitergeht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen, denn momentan gelten noch Übergangsfristen, innerhalb derer die Tiere verkauft und transportiert werden dürfen. Der Zoo muss allerdings sicherstellen, dass sich die Tiere nicht weiter vermehren oder sogar ausbüxen. +++

Laut einer EU-Verordnung dürfen 37 eingewanderte Tier- und Pflanzenarten nicht mehr gehalten, gezüchtet oder verkauft werden. Sie bedrohen die heimische Flora und Fauna, weil sie hierzulande keine natürlichen Feinde haben. Dazu gehören unter anderem der amerikanische Ochsenfrosch, das Grauhörnchen, der Waschbär und der chinesische Kleinhirsch, auch Muntjak genannt.

Warum stehen überhaupt Tiere und Pflanzen auf der Verbotsliste?

Nach Angaben des Naturschutzbundes NABU leben in Deutschland etwa 168 Tier- und Pflanzenarten, die negative ökologische, wirtschaftliche oder gesundheitsschädigende Auswirkungen auf die Umgebung haben könnten. Europaweit sollen es bis zu 12.000 fremde Arten sein, von denen etwa 15 Prozent als invasiv, also schädlich, gelten.

Ansich ist die Idee sinnvoll, die Ausbreitung sogenannter invasiver Arten einzudämmen. Da ihnen die natürlichen Feinde fehlen, kann ihre Population ungebremst wachsen. Das kann in der freien Natur bei anderen Tier- und Pflanzenarten zu einer Knappheit an Nahrung führen oder zu einem Überschuss an Fressfeinden, weil sie selbst eine Nahrungsquelle darstellen. Auch die Einschleppung fremder Pilze, Viren oder Bakterien ist für die Pflanzen- und Tierwelt eine Gefahr.

Warum betrifft das auch die Muntjaks im Leipziger Zoo?

Der Chef des Zoofördervereins Michael Weichert erklärte der Bild-Zeitung im Interview: "Die Idee ist richtig, nur wurde leider vergessen, eine Ausnahmeregelung für Zoos zu machen." Ursprünglich sollten die Muntjaks an einen privaten Halter in den Niederlanden abgegeben werden. Allerdings verbietet die EU-Verordnung auch den Transport verbotener Arten, weswegen dieser Plan scheiterte.

Theoretisch lässt die EU-Richtlinie aber zu, dass Zootiere bis zu ihrem natürlichen Lebensende dort bleiben dürfen, doch auch bei diesem Schlupfloch stößt der Leipziger Zoo auf ein Problem: Er hat wegen der Umbauarbeiten für die Themenwelt Südamerika, die 2018 fertig werden soll, schlichtweg nicht mehr genug Platz für alle Muntjaks.

Dieses Thema im SPUNTIK Tagesupdate: 23.01.2017, 18:20