SPUTNIK Tagesupdate Medizin-Studium: Bewerber aus Sachsen-Anhalt sollen bevorzugt werden

02. Mai 2018, 16:17 Uhr

Insgesamt 900 Hausärzte werden 2032 in Sachsen-Anhalt fehlen. Deshalb denkt die Landesregierung in Magdeburg über eine sogenannte "Landeskinderquote" nach. Die Unis sehen das skeptisch.

Etwa 380 Medizinstudenten machen in Sachsen-Anhalt jedes Jahr ihr Examen. Aber nur gut die Hälfte davon bleibt im Land. Diese Quote will Ministerpräsident Reiner Haseloff verbessern.

Studenten aus Sachsen-Anhalt sollen bevorzugt werden

Haseloff unterstützt die Forderung der Landesärztekammer Sachsen-Anhalt, die sich schon im November für eine sogenannte "Landeskinderquote" eingesetzt hatte. Der Quote nach sollen Bewerber aus Sachsen-Anhalt an den Unis in Halle und Magdeburg zukünftig bevorzugt werden, da sie eher im Land bleiben als Studenten von außerhalb.

Umfrage bestätigt Landeskinderquote

Peer Pasternack leitet an der Uni Halle das Institut für Hochschulforschung. Hinter der Idee, Landeskinder zu privilegieren, stecke seiner Meinung nach eine korrekte Überlegung.

Aus Untersuchungen sei bekannt, dass Menschen, die in Sachsen-Anhalt aufgewachsen sind und hier ihre Schullaufbahn absolviert haben, auch eher dazu neigen, im Land zu bleiben, als das bei Studierenden aus anderen Bundesländern der Fall sei.

Eine Befragung der Kassenärztlichen Vereinigung hat ergeben, dass 80 Prozent der befragten Studierenden später wieder zurück in ihre Heimatregion möchten.

Medizinische Fakultät kritisiert Quote

An der Medizinischen Fakultät in Halle sieht man die "Landeskinderquote" kritisch. Das Modell bekomme man nicht klagefest, so die Einschätzung des Dekans Michael Gekle. Um Ärzte für das Land zu gewinnen, sei es nicht so wichtig, ob die Studierenden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Brandenburg kämen. Der Dekan fügt hinzu:

Man sollte besser darauf achten, ob jemand eine Pflegeausbildung oder eine Physiotherapie-Ausbildung gemacht hat. Diese Person geht nachher eher raus auf das Land und betreibt normale Medizin als jemand, der vorher keinen solchen Gesundheitsfachberuf gemacht hat.

Hinzu käme, dass eine "Landeskinderquote" rechtlich komplett unsicher sei. Zudem wisse man am Ende des Tages auch nicht, wie viele der Studierenden dann wirklich blieben.

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK Tagesupdate | 02.05.18 | 18:20 Uhr