SPUTNIK Tagesupdate Diese Leipzigerin schützt Orca-Wale vor Island
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26. Mai 2017, 14:41 Uhr
Marie Mrusscok (29) aus Leipzig ist Walforscherin und für ihre Arbeit nach Island ausgewandert, um eine eigene Schutzorganisation zu gründen. Ihr Spezialgebiet: Orca-Wale.
Obwohl der Frühling hier in der SPUTNIK Zone gefühlt gerade auf sich warten lässt, ist es doch eine ganze Ecke wärmer als bei dir in Island. War das eine krasse Umstellung für dich?
Ich hab vorher schon in Kanada gelebt und da wurde es bis zu -40°C. Und hier in Island ist es noch relativ moderat im Vergleich. Es ist natürlich insgesamt kälter als in Deutschland. Aber das macht mir keine Probleme, ich bin eher so der Wintertyp.
Wie muss man sich deinen Job vorstellen?
Wir sind in Westisland, auf der Snæfellsnes-Halbinsel stationiert. Wir nehmen um die 40 Touristen mit aufs Boot raus. Es gibt natürlich nicht nur Orcas zu sehen, aber wir haben uns darauf spezialisiert.
Ich habe diese Doppelfunktion: Ich bin als Tour Guide auf dem Boot und kann den Leuten was über die Orcas erzählen. Das Wissen dafür hab ich durch meine Orca-Forschung, die ich schon seit drei Jahren permanent betreibe.
Du hast ja auch eine Organisation ins Leben gerufen, die "Orca Guardians Iceland". Was macht ihr da, zählt ihr die Orcas?
Das ist eine der Grundideen, die wir natürlich dahinter haben, dass wir erst mal rausfinden müssen, wie viele Orcas es hier gibt - damit wir dann die Möglichkeit haben, die zu schützen.
Wir haben auch ein Adoptionsprogramm für die Orcas hier ins Leben gerufen. Mit den Spenden, die wir dadurch kriegen, versuchen wir Orca-Schutz zu betreiben. Zum Beispiel wollen wir ein Strandungsnetzwerk auf der Halbinsel aufbauen. Darin trainieren wir in jedem Dorf Leute, wie sie damit umgehen sollen, wenn Wale hier an den Küsten stranden - wie sie die zurück ins Meer bringen können, damit die noch eine Überlebenschance haben.
Wie kann man Orca-Pate werden?
Im Moment haben wir zehn verschiedene Orcas, die man adoptieren kann. Wir wollen natürlich Orcas zur Adoption geben, über die wir schon sehr viel wissen. So bekommen die Leute auch ein möglichst großes Paket und können die persönliche Geschichte ihres Orcas erfahren. Einen Orca Adoptieren kann man bei uns direkt auf dem Boot, im Café oder online: Orcaguardians.org
Was fasziniert dich am meisten? Hast du schon mal einen angefasst?
Ich bin ein Vertreter von nicht-invasiver Forschung, d.h. dass man die Tiere nicht stört.
Von allen Sachen, die schön an den Orcas sind: die Anpassungsfähigkeit. Wie sie sich anpassen können, wenn sich ihr Umfeld ändert, gerade mit dem Klimawandel. Wie die immer neue Taktiken finden, ihre Beute zu erlegen - das ist total faszinierend. In verschiedenen Gegenden der Welt ist es ja total unterschiedlich, was die Orcas fressen und wie die jagen. Und auch die starke Familienbindung, die die haben. Bei Orcas sind auch die Weibchen die Anführer. Es gibt eine Matriarchin, die die Gruppe anführt. Das finde ich generell sehr inspirierend.
Du bist ja auch schon ein paar Jahre in der Weltgeschichte unterwegs. Willst du noch mal zurück nach Leipzig kommen oder bleibt Island jetzt deine Endstation?
Ich werde schon auf Dauer in Island bleiben. Ich hab ja auch ganz großes Glück, dass ich die Chance hab, das alles zu verwirklichen. Das war wirklich schon immer mein Traum, eine Orca-Schutzorganisation aufzubauen. Und da ich ja die Gründerin bin, hab ich natürlich viele Verpflichtungen und mach das natürlich gerne hier auf Dauer weiter.
Das Thema im SPUTNIK Programm: 26.05.2017 | SPUTNIK Tagesupdate | 18:50 Uhr