SPUTNIK Tagesupdate Dreiste Videoüberwachung in Real-Supermärkten

31. Mai 2017, 21:58 Uhr

Das Wort 'Überwachungskamera' bekommt in Real-Märkten eine ganz neue Bedeutung. Denn dort sind sie nicht nur aus Sicherheitsgründen da, sondern auch um dein Gesicht zu analysieren.

Wer sich Werbung auf den Bildschirmen eines Real-Marktes ansieht, muss damit leben, dass sein Gesicht von einer Kamera nicht nur aufgenommen, sondern auch abgecheckt wird. Mehr als die Warnung "Dieser Markt wird videoüberwacht" erfährt der Kunde allerdings nicht, wenn er eines dieser Geschäfte betritt. Der Kunde bekommt auch nicht mit, dass nicht allein Real dahintersteckt, sondern die Augsburger Werbe- und Kommunikationsfirma echion AG der eigentliche Betreiber der Kameras ist.

Stalkt mich jetzt jeder Supermarkt?

Diese Technologie, an der andere Märkte bisher nur Interesse zeigten, wird bei Real schon bundesweit in 40 seiner 285 Supermärkte umgesetzt. Laut der Pressestelle von Real sei pro Bildschirm im Kassenbereich eine Kamera direkt über dem Bildschirm installiert.

Die Kamera erfasst alle 'Blickkontakte' des Bildschirms. Die Bilder werden direkt von der Steuerung der Kamera analysiert nach Geschlecht und Alter. Außerdem wird die Dauer der Betrachtung gespeichert.

Über eine eingebaute Kamera werden werden also Kunden, die auf das Display schauen, erfasst, um Alter und Geschlecht herauszufinden. Auch wie lange der Kunde sich einen bestimmten Werbespot ansieht, wird analysiert.

Welchen Zweck hat das?

Die Werbung auf den Bildschirmen soll durch diese Technik für den Betrachter “optimiert“ werden. Der Betrachter, bzw. der Kunde soll sich wohlfühlen im Supermarkt seines Vertrauens. Unterschwellig geschieht das unter anderem, wenn er Werbung für Dinge sieht, die ihm gefallen. Um herauszufinden, was der einzelne Kunde mag, wird er analysiert. Während Datenschützer meckern, sieht echion-Geschäftsführer Michael Kimmich darin kein Problem:

Sehen Sie, das ist das Schöne an der Technologie. Wir haben hier quasi eine Unbedenklichkeitserklärung bekommen, weil wir quasi keine Daten speichern. Sondern wir schauen uns an: wer steht vor den Bildschirmen? Die Informationen, welche Couleur der Menschen das sind, wird sozusagen in einer Metadatenbank abgelegt. Wir speichern keine Filme und keine Photos. Es geht nur um die Erhebung der Daten. Das sind keine personenbezogenen Daten, weil sie keinen Personen zugeordnet werden können. Ansonsten wird überhaupt nichts gespeichert.

Ist das überhaupt legal?

Jein - tatsächlich befindet sich diese Methode mehr oder weniger in einer Grauzone. Die Aufnahmen sollen laut Kimmich nur zur Analyse für 150 Millisekunden im System sein und nicht gespeichert werden. Der Haken daran ist allerdings, dass der Kunde keine Wahl hat, denn Widersprechen kann er dem nicht. Auch Hinweise auf die Smart-Displays fehlen - bis auf die übliche Warnung, dass der Markt videoüberwacht werde. Es fehlt also die aktive Einwilligung des einzelnen Kunden, weswegen Datenschutz-Experten auf diese Entwicklung nicht besonders begeistert reagieren.

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK Tagesupdate | 31.05.17 | 18:45 Uhr