Ein Mann sitzt deprimiert auf einer Treppe.
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Podcast | Team Raimund Darum posten Menschen ihre Selbstverletzungen

12. Februar 2019, 08:56 Uhr

Auf Instagram wird einem vor allem eine heile, perfekte Welt vorgegaukelt. Es gibt aber auch die andere Seite - die, auf der junge Menschen Fotos von tiefen Schnitten auf ihren Armen und Beinen teilen. Wieso werden solche Bilder gepostet? Und wie reagiert Instagram darauf?

Welches Foto hast du zuletzt bei Instagram hochgeladen? Von dem tollen Essen, das du gekocht hast oder dem Outfit, in dem du ziemlich heiß aussiehst?

Die meisten Menschen laden auf Instagram Bilder hoch, auf denen man sehen kann, wie zufrieden sie mit ihrem Leben, ihrem Körper, mit sich selbst sind.

Die andere Seite von Instagram

Es gibt aber auch die andere Seite von Instagram. Die, auf der vor allem junge Menschen zeigen, wie verletzlich sie sind. Eine Seite, bei der Themen wie Suizid, Esstörungen oder selbstverletzendes Verhalten im Mittelpunkt stehen und die tiefe Schnittwunden und Narben auf ihren Bildern zeigt.

Für Außenstehende sind diese Bilder krass, für Betroffene im besten Fall die Gewissheit, dass sie nicht alleine sind und im schlimmsten Fall ein Trigger, tiefer zu schneiden.

Warum posten Menschen Selbstverletzungen?

Für Dominique, die Gründerin des Selbsthilfe-Blogs Traveling the Borderline, liegt es vor allem daran, dass die Betroffenen keinen anderen Ort haben, wo sie mit dieser Problematik hinkönnen:

Das ist nicht, weil die Aufmerksamkeit wollen oder weil sie sagen, das ist jetzt gerade cool, sondern hinter ganz vielen dieser Geschichten steckt eine wahnsinnige Not und Leid. Früher gab es diese Möglichkeit nicht, das irgendwo loszuwerden, aber inzwischen ist es ein Hilfeschrei in die weiten Welten des Webs.

Dominique weiß, wovon sie spricht, denn auch sie hat sich selbst verletzt. Sie versteckte ihre Wunden, lange wusste niemand davon.

Das ist bei vielen, die online posten, aber in der realen Welt kriegt es keiner mit. Das ist ein interessantes Spannungsfeld, das ganz oft die Eltern oder Freunde sagen: "Was, du ritzt dich? Und im Internet kriegt es 300 Likes.

Für Dominique bräuchte es eigentlich ein Team von Profis, dass sich nur um die Beantwortung solcher Posts kümmert.

So reagiert Instagram auf Fotos von Ritzern

Instagram überarbeitet aktuell seinen Ansatz zum Umgang mit Bildern von selbstverletzendem Verhalten. Adam Mosseri, Head of Content, verkündete:

Wir sind bei den Themen Selbstverletzung und Suizid noch nicht dort, wo wir sein möchten und wir müssen mehr tun, um die Menschen in unserer Community zu schützen, die am meisten Hilfe benötigen.

Dafür will Instagram seine Richtlinien ändern. Bilder, die Selbstverletzungen explizit zeigen werden nicht erlaubt.

Außerdem sollen Bilder, die Selbstverletzung indirekt zeigen, wie zum Beispiel Narben, nicht mehr in der Suche, über Hashtags oder Explore zu finden sein. Entfernt werden sollen diese Inhalte jedoch nicht, da laut Instagram keine Menschen stigmatisiert oder isoliert werden sollen, die in Not sind und solche Inhalte als Hilfeschrei teilen.

Instagram will sich außerdem noch mehr darauf konzentrieren, mit Hilfe-Organisionen zusammenzuarbeiten.

Hier bekommst du Hilfe:

Die Telefonseelsorge stellt online und telefonisch unter den kostenlosen Hotlines 0800-1110111 und 0800-1110222 rund um die Uhr Hilfe zur Verfügung.

Die Internet-Initiative Rote Linien bietet außerdem Hilfe für die Angehörigen von Betroffenen an und diverse Anlaufstellen für Online-Beratungen.

Das Thema im SPUTNIK Programm: Team Raimund | 08.02.19 | 18:00 Uhr