Sarah wurde als Mann geboren und ist jetzt eine frau
Bildrechte: MDR SPUTNIK / Sarah (privat)

SPUTNIK Tagesupdate "Ich bin eine Frau!"

01. April 2017, 18:02 Uhr

Männlein oder Weiblein? Das ist hier gar nicht die Frage! Sarah aus Magdeburg weiß einfach, dass sie eine Frau ist - obwohl sie mit männlichem Geschlecht geboren wurde. Genauso geht es Lysann. Im SPUTNIK Tagesupdate haben die beiden mit uns darüber gesprochen, wie sie selbst erkannt haben, dass sie im falschen Körper sind, welche Hürden sie nehmen mussten und wie ihr Umfeld mit dem Outing umgegangen ist.

Traurig. Einsam. Ängstlich. Depressiv. So hat sich Sarah lange gefühlt, als sie noch in einem Männerkörper steckte und von vielen Seiten Ablehnung erfahren hat. Glücklicherweise hatte sie ihre Eltern im Rücken und eine gute Beratungsstelle in Magdeburg. Sie ist 33 Jahre alt, Mathematikstudentin und identifiziert sich selbst als Transfrau. Das heißt, dass sie als biologischer Mann geboren wurde. Seit ihrer Kindheit fühlt sie sich aber schon falsch in ihrem männlichen Körper.

Ich bin als Baby geboren. Dann hat jemand auf dieses Baby geschaut und gesagt: „Okay, das wird wahrscheinlich ein Junge auf Grund der anatomischen Features.“ Und damit musste ich mich erstmal zufrieden geben.

Aber Sarah wollte ihr Leben als Frau leben und entschied sich während des Studiums dazu, diesen Schritt zu gehen.

Irgendwann kam ich mir albern vor, Dinge nicht anzusprechen oder anzuerkennen.

Transgender gilt immer noch als psychologische Krankheit

Wie wichtig es ist, dass Transgender jemanden finden, dem sie vertrauen und mit dem sie reden können, weiß Alexander Naß. Er ist Diplom-Soziologe an der Uni in Halle und engagiert sich in einem Verein für Transgender. Er weiß auch, dass für Transpersonen die rechtlichen und gesellschaftlichen Hürden immer noch sehr groß sind.

Bisher ist es so, dass Transsexualität und Transgeschlechtlichkeit immer noch als psychologische Krankheit geführt wird und das macht es natürlich schwieriger zu vermitteln, dass diese Leute trotzdem gesund und normal sind. Jetzt gerade findet eine Überarbeitung der Behandlungsleitlinien statt.

Bis Ende des Jahres sollen diese neuen Leitlinien dazu führen, dass Transpersonen aus medizinischer Sicht weniger pathologisiert und nicht mehr als psychisch krank abgestempelt werden.

Als wäre etwas nicht komplett

Auch Lysann wurde als biologischer Mann geboren und hieß früher Lars. Die 27-jährige Chemnitzerin konnte erst 2009 endlich anfangen, so zu leben, wie sie sich fühlt. Das erste Mal, dass sie das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmen könnte, hatte sie schon im zarten Alter von sechs Jahren. Mit zwölf las Lysann dann einen Artikel in der Bravo zu diesem Thema und konnte ihr Gefühl endlich benennen.

Es ist ein Gefühl, dass man innerlich hat. Dass was nicht stimmt. Dass was nicht komplett ist.

Obwohl sie schon so früh wusste, dass sie eine Frau werden will, wartete Lysann dennoch ab, bis ihre schulische Laufbahn und ihre Berufsausbildung beendet waren. Erst dann unterzog sie sich einer Hormontherapie und einer Operation zur Geschlechtsumwandlung.

In der Schule ist es generell schwierig, da habe ich es nie öffentlich gemacht, weil es sonst ein Spießrutenlauf gewesen wäre.

Lysann wurde als Mann geboren und ist jetzt eine Frau.
Bildrechte: MDR SPUTNIK / Lysann (privat)

Die ersten Veränderungen bemerkte Lysann schon zwei Monate nach dem Start ihrer Hormontherapie. Erst nahm sie Tabletten, dann folgte das Hormongel. Ihre Figur fing an, sich zu verändern. Die Hüften wurden runder, die Gesichtszüge weicher.

Für Lysann macht es keinen Unterschied, ob jemand mit seinem biologisch angeborenen Geschlecht lebt oder sich verändert. Deswegen nutzt sie auch lieber den Begriff "transident" und nicht "transsexuell", denn es geht vor allem um die Identität und nicht um die Sexualität.

Auch Sonja wurde im falschen Körper geboren. Im Informr-Video spricht sie über gesellschaftliche und medizinische Probleme.

Das Thema im SPUTNIK Programm:

SPUTNIK Tagesupdate | 30.03.2017 | 18:20 Uhr | Lysann im Interview
SPUTNIK Tagesupdate | 30.03.2017 | 18:45 Uhr | Sarah im Interview