Sido und Savas sitzen auf einer Mauer. Savas im Vordergrung leicht unscharf. Sido im Hintergrung scharf.
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SPUTNIK Album der Woche Wurzeln im Berliner Untergrund

07. Oktober 2017, 11:25 Uhr

Kool Savas und Sido haben ein Album zusammen gemacht. Mit “Royal Bunker” beziehen sie sich auf ihre gemeinsamen Wurzeln im Berliner Untergrund – und schaffen damit den Hip-Hop-Moment des Jahres 2017.

“Royal Bunker”. Es ist ziemlich genau zwanzig Jahre her, dass diese beiden Wörter erstmals Bedeutung erlangten. In einem heruntergekommenen Kellerlokal in Berlin-Kreuzberg trafen sich jeden Sonntagabend ein paar Typen aus der ganzen Stadt. Unter Leitung des Journalisten Marcus Staiger präsentierten sie jede Woche ihre neuesten Texte. Was unspektakulär klingt, war in Wahrheit der Nährboden für deutschen Hip-Hop in seiner heutigen Form. Die Typen nämlich trugen so seltsame Namen wie Kool Savas und Sido. 

Savas und Sido haben deutschen Hip-Hop vermutlich mehr geprägt als jeder andere. Sie haben zahllose Untergrund-Hymnen geschrieben und genauso viele Nummer-Eins-Alben veröffentlicht. Sie haben Gold und Platin eingestrichen und Deutschrap endgültig in das Millionengeschäft verwandelt, das er heute ist.

Es geht um Berufung

Vor allem aber haben sie ganze Generationen geprägt. Der Geist der Bunker-Tage aber ist dabei immer in ihnen geblieben. Es ging immer darum, den eigenen Weg zu gehen, der Beste zu sein und dem anderen ans Bein zu pissen – egal ob das nun der Wack-MC aus dem Nachbarbezirk ist, das gesamte Deutschrap-Establishment oder gleich Frau Merkel. Wenn Sido auf “Royal Bunker” erklärt, dass er das alles nur noch mache, “weil es sein muss”, spricht er für beide. Es geht Savas und Sido längst mich mehr um Kohle, längst nicht mehr um Ruhm. Sie haben genug davon. Es geht um nicht weniger als Berufung. Um das, was der Bunker aus ihnen gemacht hat. 

Vom Bunker bis zur Skyline

“Royal Bunker” ist daher mehr als nur der spektakuläre Schulterschluss von zwei der größten Stars, die der deutsche Hip-Hop je gesehen hat. Es schließt sich auch ein Kreis. Zwei Battle-gestählte MCs setzen ein Zeichen für das Zusammen. Zwei Veteranen blicken auf ihre Vergangenheit und regieren damit das Hier und Jetzt. Zwei Außenseiter, die ganz unten angefangen haben, bauen sich ihr eigenes Denkmal, ganz oben. Vom Bunker bis zur Skyline, und weit darüber hinaus. Hip-Hop, Digga, verstehste? 

Nur zwei weitere Rapper sind auf “Royal Bunker” zu hören: Lakmann, der ewige Lieblingsrapper deiner Lieblingsrapper; und Marteria, der stets erklärt hat, wie sehr ihn die beiden großen S geprägt haben. Die Beats kommen ebenfalls von langjährigen Weggefährten wie DJ Desue, Sir Jai, X-Plosive, Smoove und Savas selbst. Die beiden Familienmenschen Savas und Sido halten es in der Familie und konzentrieren sich auf die Essenz: Zeitlose Beats, freshe Flows, Ansagen für die Ewigkeit. 

Die wichtigen Dinge des Lebens

So ist es nur folgerichtig, dass sie das Album mit “Leben geben” beenden, einem Song über ihre Kinder. “Ich müsste nicht mal überlegen, würde mein Leben für dich geben,” rappt Savas in der Hook. Auch das ist Hip-Hop: Ganz oben, dort wo die Luft dünn und die Sicht manchmal trüb wird, noch zu wissen, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind. 

“Royal Bunker”, so viel steht fest, ist eines dieser Dinge.

Das SPUTNIK Album der Woche kannst von Montag bis Donnerstag 19-22 Uhr im SPUTNIK Popkult abstauben. Einfach kostenlos anrufen: 08000 - 21 0000.

Das Thema im SPUTNIK Programm: Popkult | 02.10.2017 | 19:00 Uhr