New Music 2024: Die Hotlist Apsilon: "Ich denke, also rap ich"
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10. Januar 2024, 05:00 Uhr
Apsilon steht auf der New-Music-Hotlist 2024. Der junge Rapper aus Berlin-Moabit legt den Finger in die offenen Wunden der deutschen Gesellschaft im Dauerkrisenmodus.
Klar ist das politisch, was Apsilon da musikalisch seit gut zwei Jahren auf durchgängig hohem Niveau abliefert. Seine Tracks sind Statements in den überall schwelenden Debatten um Alltagsrassismus. Apsilon wirft hochrelevante Fragen auf, was das gesellschaftliche Mit- bzw. eher Ohneeinander von deutscher Mehrheitsgesellschaft und migrantisch geprägten Communitys angeht.
Und auch die permanenten Widersprüche in der kapitalistischen Verwertungslogik werden in seinen Texten messerscharf seziert. Denn alles hängt ja, wie wir immer wieder schmerzvoll erfahren, mit allem zusammen. Dabei wehrt sich Arda, wie Apsilon eigentlich heißt, gegen diesen Stempel des "gesellschaftskritischen Rappers".
Das Label politischer Rap ist ja meistens eher negativ konnotiert. Es ist damit verbunden, dass es NICHT freshe Musik ist. Deswegen mag ich diesen Begriff nicht so, weil ich ja auch Songs mache, die nicht unbedingt gesellschaftskritisch sind.
Vom Medizinstudium zur Musik
Aufgewachsen ist Apsilon im Berliner Stadtteil Moabit, wo er bis heute zu Hause ist. Seine ersten Textversuche startet Arda als er 14 Jahre alt ist. Vieles geht dem Enkelsohn einer türkischen Einwandererfamilie durch den Kopf. Nach dem Abitur, das er mit 1,2 absolviert, beginnt er mit dem Medizinstudium an der renommierten Charité in Berlin.
2021 wird der Hamburger Rapper und Produzent Ahzumjot auf seine Demos aufmerksam, und die beiden arbeiten fortan eng zusammen. Apsilons Debüt-EP "Gast" erscheint 2022 bei Four Music. Auf den Tracks setzt er sich kritisch und selbstreflektiert mit Fragen der Identität bei den späteren Generationen von Gastarbeiterfamilien auseinander – lässt aber den trap-infizierten Flow und damit eine musikalische Eingängigkeit nicht aus den Augen.
Starker Auftritt bei Jan Böhmermann
Einen ganz neuen Karrieresabschnitt eröffnete seine Performance in Jan Böhmermanns "ZDF Magazin Royale" im November 2023. Dort feierte seine emotionale Ballade "Baba" Premiere. Der Track stellt musikalisch eine gewaltige Weiterentwicklung da, allein schon weil das spärliche und beatlose Instrumental Apsilon zum Singen "zwingt". Textlich beschäftigt er sich fast schonungslos ehrlich mit dem Männlichkeitsbild der Generation seines "Babas" und den Konsequenzen. Apsilon ist ein mutiger Künstler, der mit Worten viel bewegen kann.
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Dieses Thema im Programm: MDR SPUTNIK | 10. Januar 2024 | 07:10 Uhr