SPUTNIK Popkult Buchtipp: "Mit der Faust in die Welt schlagen"

17. September 2018, 21:49 Uhr

Lukas Rietzschel ist 24 Jahre alt und in der Oberlausitz aufgewachsen. In seinem Debütroman erzählt er die Geschichte zweier Brüder, von denen einer immer weiter in eine radikale, rechte Richtung treibt.

"Mit der Faust in die Welt schlagen" ist eine Geschichte darüber, was es heißt, nach der Wende in einem verlorenen Landstrich aufzuwachsen.

Und es ist ein genau beobachtetes, oft berührendes und zunehmend krasses Portrait zweier Brüder, von denen einer in eine radikale, rechte Richtung treibt.

Worum geht's?

Philipp und Tobias wachsen in der Provinz Sachsens auf. Der Hausbau der Eltern scheint der Aufbruch in ein neues Leben zu sein. Doch hinter den Bäumen liegen vergessen die industriellen Hinterlassenschaften der DDR. Hinter der Gleichförmigkeit des Alltags schwelt die Angst vor dem Verlust der Heimat.

Der Roman greift politische Fragen auf, aber ich wollte keinen unmittelbar politischen Text schrei-ben, sondern eine Geschichte erzählen.

Lukas Rietzschel

Die Perspektivlosigkeit wird immer bedrohlicher. Als es zu Aufmärschen in Dresden kommt und ihr Heimatort Flüchtlinge aufnehmen soll, eskaliert es.

"Verschwiegene Vergangenheiten"

Die Atmosphäre des Aufwachsens in der ländlichen Lausitz wird in "Mit der Faust in die Welt schlagen" greifbar – die Resignation, die Leere, das Verstummen. Und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Es ist ein ungewöhnlicher Gegenwartsroman über ein literarisch bislang kaum belichtetes Milieu.

1989 war ein politischer Neustart, aber ebenso wenig wie nach 1945 gab es 1989 einen radikalen Umschwung.

Lukas Rietzschel

Engagement gegen Rechts

Sein Masterstudium in Kulturmanagement führte Lukas Rietzschel nach Görlitz. Seine Masterarbeit - das Konzept für ein jüdisches Museum in Görlitz - hat er bereits abgegeben. Er möchte hier in Görlitz bleiben, sich gegen rechts engagieren und daran mitwirken, eine Kulturszene aufzubauen.

Ich will den Rechten nicht das Feld überlassen, will dort sein, wo es weh tut, und will hier auch bleiben.

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK Popkult | 06.09.18 | 19:20 Uhr