SPUTNIK Tagesupdate Grafitti - Ist das Kunst oder kann das weg?

15. August 2017, 17:38 Uhr

In Leipzig sagt man eher: Das kann weg - zumindest wenn man den Zahlen glaubt. Denn keine Stadt in Deutschland gibt mehr Geld dafür aus, Graffitis wieder von den Fassaden wegzukommen.

Grafitti ist ja nicht gleich Grafitti - an jeder Ecke gibt es mal ein paar Krakeleien, an anderen Stellen sind ganze Fassaden künstlerisch besprüht. Doch meistens sind die Städte nicht so glücklich über die Bilder. Einige Städte haben schon ganze Taskforces aufgebaut, um öffentliche Plätze zu bewachen. Insgesamt kosten die illegalen Bilder und Schmierereien die deutschen Kommunen, Hausbesitzer und Unternehmen jährlich rund 200 Millionen Euro. Allein 30 Millionen Euro davon braucht die Deutsche Bahn zur Reinigung.

Leipzig führt die Liste an

Ganz vorn dabei ist Leipzig - rund 300.000 Euro bezahlt die Stadt fürs Fassaden-Saubermachen. Zehnmal mehr als zum Beispiel Halle (Saale)! Thomas aus Leipzig ist selbst Graffiti-Künstler und kann sich vorstellen warum - vor gut zehn Jahren hat Leipzig eine Menge Freiflächen weggenommen, die vorher legal besprayt werden durften:

"...aus diesem Grund gab es dann auch einen sehr exzessiven Racheakt in der Graffiti-Szene Leipzig, der sich bis heute hinzieht."

So sind für ihn und viele andere Sprayer Graffiti echte Kunst und eine Möglichkeit sich kreativ auszuleben - vor allem aber auch ein kleines Zeichen gegen die Kommerzialisierung:

„In dem Fall ist der Graffiti-Sprüher auch nur ein Bürger, der eben rausgeht und seine Umgebung mitgestaltet. Ungefragt. Und ob jetzt die Werbefirma dafür bezahlt, dass sie hier die ganze Stadt plakatieren kann, da wird kein Bürger gefragt, ob das jetzt toll ist oder nicht, dass ich jetzt hier den ganzen Tag halbnackte Frauen sehe und mit sexistischer Werbung konfrontiert werde."

Leipzig geht mehrere Wege zur Bekämpfung

Die Stadt Leipzig versucht jetzt auf verschiedene Art und Weise mit dem Graffiti-Problem umzugehen. Zum einen gibt es auch hier jetzt eine eigene Abteilung, die sich nur mit Graffitis auseinandersetzt. Seitdem können mehr Fälle verfolgt werden, meint Polizeioberkomissar Jens Sinemus:

„Mit Beginn dieser zentralen Bearbeitung der Graffiti haben die Kollegen viel Aufklärungsarbeit geleistet bei den Hausverwaltungen, bei Dienststellen, bei Behörden, was einfach auch dafür sorgt, dass das Anzeigeverhalten immer stetiger wird."

Neben stärkerer Fahndung soll es in Zukunft aber wieder mehr Plätze geben, an denen legal gesprayt und getaggt werden darf. Aber auch private Hausbesitzer möchten immer mehr diese Form von Kunst an ihren Wänden sehen - eine Win-Win-Situation, denn so bekommen die Sprayer sogar noch Geld!

Halle mit Vorbildfunktion

Die Stadt Halle hat in den letzten Jahren mit Graffitis ein ganzes Stadtviertel aufwerten lassen. Mit vollem Erfolg: so entstand 2014 die Freiraumgalerie. Ganze Straßenzüge wurden künstlerisch besprüht und dadurch attraktiver. In dem vor ein paar Jahren noch verlassenen Stadttteil gibt es jetzt einen Zuzug von ca. 20 Prozent! Graffiti ist in manchen Fällen also wirklich Kunst und muss nicht immer weg!

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK Tagesupdate| 14.08.17 | 18.40 Uhr