SPUTNIK Tagesupdate Eine Bar gegen die Alkoholsucht

Wann hast du angefangen, Alkohol zu trinken?

Wenn man experimentierfreudig ist als Kind, probiert man da mal. Später als ich vielleicht so Zehn/Elf war, hat man schon mal bewusster was ausprobiert. Ich würde sagen mit 12 war es dann schon so, dass ich das täglich gemacht habe. Und dann lief die ganze Sache nach und nach immer mehr aus der Kontrolle.

Bis dich mit 21 Jahren ein Arzt wachgerüttelt hat…

Der bescheinigte mir, dass ich zwischen drei und sechs Monaten zu leben habe, dann hätte ich es geschafft. Ich hatte kein Gefühl mehr für die komplette linke Hälfte meines Körpers. Und das waren schon Anzeichen für einen Hirnschaden. Das war dann für mich schon so ein 'Wake-Up-Call'.

Du hast dann den kalten Entzug komplett alleine durchgezogen. War das der richtige Weg?

Ohne Klinik, ohne medizinische Unterstützung - es ist lebensbedrohlich, so etwas so zu machen. Man kann also nur davon abraten. Aber es war halt so schlimm, dass es mich davon abgehalten halt, wieder anzufangen.

In Quedlinburg hast du eine Bar eröffnet. Ist es nicht absurd, deine Alkoholsucht mit Alkohol zu bekämpfen?

Also das Problematischste ist tatsächlich die Leere zu füllen, die die Droge hinterlässt. Das ist auch das, woran die meisten scheitern. Bei mir war es dann tatsächlich die Bar. Und dann hat man diese Lücke, die entstanden ist, gefüllt mit neuen Ideen und Lebenswillen.

Sprechen dich deine Gäste am Tresen auf deine Vergangenheit an oder suchen sogar deinen Rat?

Wenn die Leute sich an die Bar setzen, dann wollen die auch reden und das mach ich dann sehr offensiv und auch sehr intensiv. Natürlich mache ich keine Suchtberatung - das wäre ein falscher Ort dafür. Aber ich kann nur aus meiner Erfahrung und als Beispiel zeigen: Man hat alle Möglichkeiten offen, man muss sich dem nur stellen. Also es ist relativ häufig auch ein Thema, was normalerweise in einer Bar nicht so stattfindet.