Thumbnail des Videos
Bildrechte: MrWissen2go

MrWissen2go Darum hat Rap so ein schlechtes Image

02. Januar 2019, 18:22 Uhr

Weil Kollegah antisemitische Texte in seinen Tracks vorgeworfen werden, macht der Rapper eine Kampfansage an "die Medien". Aber warum kommt Rap in den Medien und in der Öffentlichkeit überhaupt so schlecht weg?

Begonnen hat der aktuelle Rap-Shitstorm mit einer Nominierung von Kollegah und Farid Bang für den ECHO 2018 als "Album des Jahres". Die Bild-Zeitung berichtete daraufhin über antisemitische Textzeilen in den Songs der beiden Rapper wie "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen."

Zeitnah veröffentlichte die Zeitung außerdem einen harschen Artikel von Philipp Peyman Engel, einem Redakteur der "Jüdischen Allgemeinen".

Kollegah rechnete daraufhin auf YouTube mit "den Medien", die er im Video konkret als RTL und Bild benennt, ab:

Bei Satire ist alles erlaubt, [...] aber bei Battle Rap 2018 wird ein riesen Fass aufgemacht künstlich. Es ist eine Hetzjagd, eine reine, gezielte Hetzkampagne, indem man sich hier einzelne Lines rauspickt, aus dem Kontext reißt und als reißerische Überschrift dem dummen 0815-Bild-Leser vor die Nase pfeffert.

Kollegah

Für ihn sei keine andere Kultur so weit von Rassismus entfernt wie Hip Hop. Der Rapper wirft Bild und RTL Zensur und die Ausbeutung von Künstlern vor.

Rap vs. Political Correctness

Die Echo-Geschäftsführerin Rebecca Heinz äußerte sich gegenüber der Bild, warum Rapper mit "diesen Hass-Liedern" nominiert werden konnten:

Die Kunst- und Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, angesichts der Textzeilen in '0815' haben wir aber tatsächlich den Ethik-Beirat gebeten, sich mit dem Produkt zu beschäftigen.

Rebecca Heinz, ECHO-Geschäftsführerin

Für Kollegah ist das aber Meinungsmache und der Versuch, die künstlerische Freiheit einzuschränken. Sein Genre ist Battle Rap, provokative bis beleidigende Texte sind ein integraler Bestandteil von dieser Kultur und kein automatischer Rückschluss auf die politische Gesinnung des Rappers.

Ist das schlechte Image von Rap berechtigt?

Die aktuelle Diskussion über den Charakter von Hip Hop zeigt, dass der Konflikt viel mehr umfasst, als die möglichen Interprationen der Songtexte oder was beim Rap gesagt oder nicht gesagt werden darf. Diskriminierende und sexistische Passagen kommen häufig in den Texten vor, trotzdem gehört Rap zu den populärsten Musikgenres - auch weil Rap gar nicht politisch korrekt sein will.

Mirko Drotschmann alias MrWissen2Go zeigt in seinem aktuellen Video "Warum Rap so ein schlechtes Image hat" sehr deutlich, dass es auch um einen Generationenkonflikt geht - und um grundsätzliche Missverständnisse:

Teilweise gibt er Kollegah sogar recht in dessen Annahme, dass das schlechte Bild von Rap auch mit der medialen Darstellung zusammenhängt. Das, was man in bestimmten Boulevardmedien über Rap vermittelt bekommt, wenn man sich nicht näher mit diesem Genre befasst, stünde häufig in einem negativen Kontext mit Gewalt, Drogenexzessen und Gefängnisstrafen.

Dass dieser Eindruck aber vor allem in den Boulevardmedien und weniger in den Qualitätsmedien entsteht, belegt die Analyse "Hiphop am Pranger: Wie die Medien eine Kultur verteufeln" des Journalisten Stefan Burkard:

Die deutschen Print-Leitmedien scheinen sich überwiegend an den journalistischen Grundsatz der Neutralität zu halten, denn trotz der häufigen Thematisierung von Gangsta-Rap wurde ein relativ neutrales Image der Hiphop-Kultur vermittelt.

Stefan Burkard

Dass Rap trotzdem negativ wahrgenommen wird, liegt für MrWissen2Go auch am Generationenkonflikt. Es sei normal, dass der Geschmack oder das Verhalten der jüngeren Generation für die ältere nicht immer nachvollziehbar sei.

Spitten statt Prügeln

Für die Rapper ist ihre Musik vor allem ein Kräftemessen mit Kunst statt Kraft. In den Battles gehen Beleidigungen unter die Gürtellinie, aber danach wird sich die Hand gereicht. Um am Ende entscheidet das Publikum, wer der bessere ist.

Auch die Bundeszentrale für politische Bildung rät dazu, Rap nicht mit direkten Handlungsanweisungen gleichzusetzen:

Die popkulturellen Texte als direkte Handlungsvorbilder und Handlungsanweisungen zu lesen, übersieht, dass Ironie, Provokation, Übertreibung, Schock und Überbietung neben Authentizitätsversprechen wesentliche Elemente in ihnen bilden.

Bundeszentrale für politische Bildung

Das bedeutet trotzdem nicht, dass man jeden Text eines Rappers mit künstlerischer Freiheit rechtfertigen darf. Genauso wenig bedeutet es aber, dass man jedes Wort auf die Goldwaage legen muss.

Das Thema im SPUTNIK Programm: MrWissen2go | 04.04.18 | 15:00 Uhr