SPUTNIK Tagesupdate Kollegah und Farid Bang bekommen einen Echo

13. April 2018, 21:50 Uhr

Diverse Stars der Musikszene wurden mit dem Echo 2018 ausgezeichnet - darunter auch Kollegah und Farid Bang, deren Nominierung heftige Diskussionen auslöste. Obwohl die Rapper den Preis abgesahnt haben, bleibt die Streitfrage, ob die Texte der Rapper Kunst oder Diskriminierung sind, weiterhin unbeantwortet.

Dass Kollegah und Farid Bang für den Echo 2018 nominiert wurden, finden viele Menschen schlichtweg: Scheiße. Das liegt vor allem an Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen", die ein großer Teil der Gesellschaft als diskriminierend und antisemitisch empfindet.

Kunst und Knete

Kollegah und Farid Bang wehrten sich mit einer Kampfansage an "die Medien" und versuchten deutlich zu machen: Battle Rap hat nichts mit Antisemitismus oder Rassismus zu tun, nur weil die Inhalte unter die Gürtellinie gehen. Es sei eben eine Art, sich künstlerisch auszudrücken. Und weil Kolle es so gut meint, haben jüdische Fans in Zukunft freien Eintritt zu seinen Konzerten.

Ähnlich sahen das wohl auch die Geschäftsführer der Echo-Preisverleihung, denn der beauftragte Ethikbeirat fand keinen Grund, Kollegah und Farid Bang von der Nominierung auszuschließen. Was vielleicht auch daran liegt, dass sich die Nominierungen hauptsächlich nach Verkaufszahlen richten.

Und dafür haben die beiden Rapper jetzt ihren Preis bekommen.

Trotzdem hat niemand eine zufriedenstellende Antwort darauf, was Kunst denn nun darf und ein bisschen fühlt man sich in die Ära von Böhmermanns satirischem Kampf gegen Erdogan zurückversetzt.

Ja, es ist verdammt zynisch, dass am Holocaust-Gedenktag Yom HaShoah Rapper geehrt werden, die das Schicksal von Ausschwitz-Insassen für Punchlines missbrauchen. Die Auseinandersetzung, was im Namen der Kunst gerechtfertigt werden darf, muss unbedingt geführt werden.

Wenn man aber das Genre Battle Rap als das betrachtet, was es ist, stellt sich dennoch die Frage, wie ernst man es nehmen sollte.

Oder um es in Campinos Worten zu sagen:

Das Stück, über das sich alle streiten, kommt aus dem Battle-Rap, wo es darum geht, sich gegenseitig zu toppen. Wenn man das bedenkt, relativiert sich alles. Wir sollten keinen tieferen Sinn suchen, wo es keinen Sinn gibt.

Aber auch ohne einen Sinn gefunden zu haben, nutzte Sänger Campino von den Toten Hosen seinen Auftritt für eine harte Ansage.

Kolle antwortete, Campino solle sich nicht als "moralische Instanz" aufspielen.

Das sagt das Netz zum Echo:

Obwohl sich gestern trotz fadem Beigeschmack einige Künstler über ihren Echo gefreut haben, hat es sich der ein oder andere nochmal überlegt und seine Auszeichnung aus Protest einfach direkt in die Tonne gekloppt:

Einfach nur dagegen sein

Selbst für Parteien, die sonst nicht gerade für ihr Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung bekannt sind, geht das eindeutig zu weit.

Lach doch mal

Aber hey, wenigstens das Echo-Team freut sich mit Kollegah und Farid Bang.

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK Tagesupdate | 13.04.18 | 18:10 Uhr