SPUTNIK Act der Woche Der Sound für die Parallelwelt "Palo Santo"

17. Juli 2018, 07:07 Uhr

In "Palo Santo" haben Androiden die Herrschaft übernommen, Menschen sind nur noch fürs Entertainment gut. Years & Years liefern zu diesem gruseligen Zukunftsszenario den passenden Synthy-Pop-Sound.

In der Androiden-Gesellschaft von "Palo Santo" sind Menschen ein rares Gut geworden. Die verbleibenden Exemplare leben weit außerhalb der Stadt in wilden Ruinen. Einer der Androiden bekommt die Aufgabe, die Menschen zurück in die Stadt zu holen, denn die neuen Herrscher dürsten nach realen Emotionen.

Dieses bedrückende Zukunftsszenario ist das Setting für "Palo Santo", des zweiten Studio-Albums vom britischen Synthi-Pop-Trio Years & Years, in das wir mit einem beeindruckenden Kurzfilm eingeführt werden.

Synthy-Pop trifft auf Hollywood

Auch das Video zu "Sanctify" spielt im trostlosen "Palo Santo". Wir sehen Sänger Olly Alexander, der von einem dürster blickenden Androiden in einen Palast geführt wird, um vor einem exklusiven Publikum zu singen und zu tanzen.

Ein bisschen erinnert es an die Geschicht von "Die Tribute von Panem". Zumindest die visuelle Umsetzung hat Hollywood-Charakter.

Musikalisch haben sich Years & Years von 2000er Pop-Größen wie Britney Spears inspirieren lassen. Der Beat ist super eingängig und tanzbar. Doch der leichte Synthy-Pop birgt einen delikaten Kern.

You don't have to be straight with me. I see what's underneath your mask.

Olly Alexander plaudert im Song über seine Erfahrungen mit Männern, die zwar behaupten absolut hetero zu sein, dann aber doch sexuelles Interesse an ihm bekunden. Mit diesem Thema in der Popwelt offen umzugehen und das auch noch geschickt in einen Song einzubauen, ist eine klitzekleine Sensation.

Popmusik ist wie ein trojanisches Pferd, denn du kannst einen Popsong schreiben, der catchy und spaßig ist und trotzdem kann er eine tiefgründige Botschaft haben.

Bei YouTube hat das Video schon über 8 Millionen Klicks eingefahren.

Fortsetzung folgt...

Olly Alexanders Schicksal in der Andoiden-Welt zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Im Video zu "If your're over me" erfahren wir, dass die Menschen in einem sich stetig wiederholenden Bühnenprogramm gefangen sind, um ihre Herrscher zu unterhalten. Und das für Wochen...Monate...Jahre...

Fast könnte man denken, dass "Palo Santo" das erste Soloprojekt von Sänger Olly Alexander ist, denn seine Kollegen Michael Goldsworthy und Emre Turkmen stehen bei dieser Platte eher im Hintergrund.

Dafür hat sich die Band aber einige Produzenten-Größen mit ins Boot geholt. Unter anderem sorgten Kid Harpoon (Florence + The Machine), Greg Kurstin (Adele), Justin Tranter (Britney Spears) und Mark Ralph (Usher) für den Sound.

Das Thema im SPUTNIK Programm: SPUTNIK Popkult | 16.07.18 | 19:00 Uhr